Ortsteil Büdesheim und seine Geschichte
Die ältesten Siedlungsspuren stammen aus der älteren Jungsteinzeit (ca. 5500 bis 6000 v. Chr.). Das Dorf Büdesheim wird erstmals in einer Schenkung an die Reichsabtei Fulda in der Regierungszeit des Abtes Ratgar (802-817) namentlich erwähnt.
Das sogenannte Große Dorf wurde an der Abzweigung von zwei vor- und frühgeschichtlichen Fernstraßen, der heutigen B 521 und dem Rennweg, einer Querverbindung zur heutigen B 3, planmäßig als Straßendorf angelegt. An der Gabelung der beiden Straßen entstand das Rathaus mit einem zentralen Platz. Am 8. Mai 1017 bestätigte Kaiser Heinrich II. dem Bamberger Bischof Eberhard I. den Besitz von 14 Gutshöfen, die das neugegründete Benediktinerkloster St. Michael als Schenkung erhalten hatte. Einer dieser Gutshöfe, der Bruderhof, lag in Büdesheim. Er blieb über 500 Jahre im Besitz dieses Klosters. Erst in der Reformationszeit, in der Büdesheim evangelisch wurde, verkaufte das Bamberger St.-Michaels-Kloster im Jahr 1554 seinen Gutshof an den Friedberger Burggrafen Johann Brendel von Homburg (1532–1569). Nach dem Erwerb des Bruderhofes 1554 ließ Johann Brendel von Homburg das Gut für sich umbauen und benannte seinen Wohnbau in Brendelstein um. Nach mehreren Besitzwechseln erwarb 1860 Georg Berna aus Frankfurt den gesamten Komplex aus Schloss und Gut auf einer von der Nidder umflossenen Halbinsel und baute es zu einem landwirtschaftlichen Musterbetrieb für die Wetterau aus. Seine Witwe Marie, geb. Christ, heiratete nach dem frühen Tod Georg Bernas 1865 im Jahr 1880 Graf Waldemar von Oriola, einen Enkel des Dichterehepaares Achim von Arnim und Bettina Brentano. Beide ließen sich von dem Architekten des Deutschen Museums in München, Gabriel von Seidl, einen repräsentativen Neubau im Stil der Neorenaissance, das heutige Neue Schloss, erbauen und einen englischen Landschaftspark anlegen. In die Kunstgeschichte ist Büdesheim durch das Gemälde „Die Toteninsel“ des Schweizer Malers Arnold Böcklin eingegangen, der es 1880 als Auftragsarbeit für die neuverheiratete Gräfin Marie von Oriola ausführte.
Während des Zweiten Weltkrieges kam es zu ersten Veränderungen in den Gartenanlagen des Schlosses durch den Bau von Baracken im Küchengarten, in denen die Konstruktionsbüros der Frankfurter Metallgesellschaft AG untergebracht wurden. In der Nachkriegszeit dienten diese ab 1946 zunächst als Altersheim für Flüchtlinge, später errichtete das Land Hessen ein Landesflüchtlingslager, das mit dem Bau von drei Wohnblocks erweitert wurde. Nach der Schließung des Lagers vor einigen Jahren ist dieses Gelände mit Wohnhäusern bebaut worden. Von 1948 bis 1956 befand sich in den Räumen des Neuen Schlosses das „Krankenhaus Schloss Büdesheim“.
Zu den geschichtlich bemerkenswerten Personen aus Büdesheim zählen u. a. Vincenz Fedtmilch, der Anführer des Frankfurter Bürgeraufstandes 1612–1614, sowie die Abgeordneten des hessischen Landtags in Darmstadt Jakob Schaub von 1872–1877, Waldemar Graf von Oriola von 1887-1904, der von 1893–1910 auch Abgeordneter des Deutschen Reichstags in Berlin war, und Heinrich Wilhelm Schaub von 1921–1930.
Die Bevölkerung lebte bis ins 19. Jahrhundert überwiegend von der Landwirtschaft und der Leinenweberei. Es existierten drei Mühlen: die herrschaftliche Pulvermühle am Erlenbach bestand bis ins 18. Jahrhundert, aus der Ober- und Untermühle an der Nidder ist die heutige Philippi-Mühle hervorgegangen. In den Jahren 1905 bis 1907 wurde die Eisenbahnstrecke von Bad Vilbel nach Stockheim gebaut. 1907 war auch der Büdesheimer Tunnel fertiggestellt. Sehr frühzeitig (1911) erhielt Büdesheim eine Wasserleitung und 1914 ein elektrisches Lichtnetz. Der Erste und Zweite Weltkrieg brachte in Büdesheim wirtschaftlichen Stillstand und große Opfer an Menschen und Sachen. Durch die in den letzten Kriegsmonaten des Zweiten Weltkriegs erfolgte Evakuierung der Stadtbevölkerung kamen über 100 Personen aus Frankfurt und Hanau nach Büdesheim. Die Massenaustreibung Deutscher aus den Ostgebieten brachte einen weiteren Zuwachs von über 600 Personen. Viele dieser Neubürger haben eine zweite Heimat in Büdesheim gefunden. Im Jahre 1950 wurde die alte, baufällige Holzbrücke durch eine Stahlbetonbrücke ersetzt. Ein neuzeitliches Feuerwehrhaus wurde in die Dorfmitte an zentraler Stelle gebaut und am Talacker ein moderner Sportplatz errichtet, der in den 80er-Jahren mit Wohnhäusern bebaut wurde.
Ortsteil Kilianstädten und seine Geschichte
Bevor der Erbe Karls des Großen, nämlich Ludwig der Fromme, seinem getreuen Aeckard das Lehen „Stetin“ im Jahre 839 überließ, war unsere Gegend, wie zahlreiche Funde von Gräbern aus der Bronzezeit beweisen, bereits weitläufig bevölkert. Bereits in der frühen Siedlungszeit bildete die Hohe Straße einen wichtigen überregionalen Verkehrsweg. Ein aus römischer Zeit stammender, heute noch zu sehender, gemauerter Brunnen, der sogenannte „Borntaler Keller“, zeugt davon. Aber erst durch die genannte Schenkung Ludwigs des Frommen im Jahre 839 wird Kilianstädten erstmalig urkundlich erwähnt. Spätere Urkunden weisen verschiedene Namensformen auf, beispielsweise Kilionsteiden (1290) und Kyliansteden (1320), später auch Kilgenstaden.
Im Hochmittelalter zählte Kilianstädten zum Herrschaftsgebiet der Herren von Hanau. Das Dorf bildete mit 13 weiteren Gemeinden das hanauische Amt Büchertal. Ein eigenes Dorfgericht erhielt Kilianstädten 1520. Bereits im 14. Jahrhundert bestand eine Mühle, deren Bannrechte den Herren von Falkenstein gehörte. Im Mittelalter gehörte das Dorf kirchlich zum Dekanat Roßdorf im Archidiakonat St. Maria ad Gradus des Erzbistums Mainz. Im Jahr 1538 wurde die Reformation eingeführt. Die vielen Fehden des Spätmittelalters trafen die Gemeinde; so brachte die Zeit der Glaubenskriege viel Elend und Not in die Wetterau. Die Durchzüge der verschiedensten Truppen hatten das blühende Dorf von 1.080 Einwohnern durch Einquartierungen, Plünderungen und Brandschatzungen zu einem Trümmerfeld gemacht. Aus Erhebungen des Amtes Büchertal ist ersichtlich, dass nur noch sieben Häuser bewohnbar waren. Von den übrigen ca. 100 Bewohnern, die zum größten Teil noch Witwen waren, wurde Kilianstädten nur sehr langsam wieder aufgebaut. Das ehemalige Oberdorf um den jetzigen Friedhof, auf dem bis Mitte 1950 eine 1000-jährige Linde stand, wurde nicht wiedererrichtet. Wahrscheinlich entsprang dies dem Sicherheitsbedürfnis der durch den langen Krieg verängstigten Bewohner. Jedenfalls wurde die neue Siedlung im Norden durch den Haingraben, im Süden durch den Steinbachgraben begrenzt und zusätzlich durch zwei feste Tore, die Unter- und Oberpforte, geschützt. Als im Jahre 1736 die Grafen von Hanau ausstarben, fiel die Grafschaft Hanau-Münzenberg an die Landgrafen von Hessen-Kassel. Das spätere Kurfürstentum Hessen wurde 1866 von Preußen annektiert und bildete bis 1945 die preußische Provinz Hessen-Nassau. Seit der Neugliederung Deutschlands nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehört Kilianstädten zum neugebildeten Bundesland Hessen, zunächst als Ort des Landkreises Hanau, der nach der kommunalen Gebietsreform 1970 einen Teil des heutigen Main-Kinzig-Kreises bildet.
Bis zum 19. Jahrhundert lebten die Einwohner Kilianstädtens überwiegend von Ackerbau und Viehzucht. Das änderte sich, als die Eisenbahnlinie Frankfurt – Stockheim im Jahre 1900 gebaut wurde. Im Zuge ihrer Linienführung wurde Kilianstädten Bahnstation. Jetzt waren die Städte Frankfurt und Hanau bequem und schnell zu erreichen. Deshalb gingen viele Bauern und landwirtschaftliche Arbeiter in die Industriebetriebe dieser Städte. Diese Entwicklung hat bis heute angehalten. Kilianstädten ist weitgehend eine Arbeiterwohnsitzgemeinde. Der Anteil der bäuerlichen Bevölkerung ist ständig zurückgegangen. Im Jahre 1894 wurde in der Hanauer Straße eine neue Schule erstellt, da die im Jahre 1843 im Hüttenberg erbaute zu klein geworden war. Im Jahre 1912 musste durch den stetigen Bevölkerungszuwachs diese Schule schon wieder erweitert werden. Durch den Ersten Weltkrieg, der auch in Kilianstädten einen hohen Blutzoll forderte, und durch den Umsturz im Jahre 1918, ging der Aufbau in der Gemeinde zunächst zurück. 1926 wurde die gemeindeeigene Wasserversorgungsanlage fertiggestellt. Der Zustrom von Heimatvertriebenen bewirkte, dass die Einwohnerzahl von 1.809 im Jahre 1939 bis 1963 auf 3.100 empor schnellte. Dieser Umstand löste eine verstärkte kommunale Tätigkeit aus, eine neue Wassergewinnungsanlage musste gebaut und die Kanalisation erweitert werden. 1961 wurde eine neue Volksschule errichtet. In den folgenden Jahren wurde die neu gebaute Volksschule erweitert, eine Sportanlage und eine Kläranlage gebaut. 1962 ist in Kilianstädten mit der Errichtung einer Bundeswehrgarnison begonnen worden. Der Bundeswehrstandort wurde 2002 aufgelöst und im Juni 2005 endgültig geschlossen.
Ortsteil Oberdorfelden und seine Geschichte Die erste urkundlich gesicherte Nachricht vom Bestehen Dorfeldens entstammt dem berühmten Güterverzeichnis des Klosters Lorsch an der Bergstraße. Am 30. August des Jahres 768 erhielt das Kloster ein Geschenk des Franken Isinhart. Dabei wurden 10 Morgen Ackerland im Dorfe „Turinvelde“ an das Kloster übergeben. Unter den 3.600 Urkunden in der Lorscher Handschrift ist diese Nachricht eine der frühesten. Seit dem 13. Jahrhundert hat man Dorfelden unterschieden in Oberdorfelden (erstmals 1268) und in Niederdorfelden (erstmals 1276). Allerdings bilden die beiden Orte weiterhin ein gemeinsames Kirchspiel. Bis zur Reformation gehörte die Pfarrei zum Verwaltungsbezirk des Dekanates Roßdorf. Dabei lag die erstmals genannte Pfarrkirche in Oberdorfelden, während Niederdorfelden nur eine Filialkirche mit einer Kapelle besaß.
In den Ortsnamen ist nach Auffassung der Historiker ein alter, heute nicht mehr gebräuchlicher Personenname „Toro“ oder „Doro“ enthalten, der eine Abkürzung des Namens Dorolf darstellt. Der erste Namensteil könnte jedoch auch dem heutigen Wort „dürr“ entstammen, das früher „durri“ oder „dorre“ gesprochen wurde. Dann musste der Name ursprünglich „am dürren Felde“ bedeutet haben. Nach längerer Lücke setzt die Geschichtsüberlieferung erst im 12. Jahrhundert wieder ein. Aus einer Nachricht ist zu entnehmen, dass das Stift St. Alban in Mainz um 1130 Einkünfte in „Dorofelden“ besaß. Etwa zur gleichen Zeit erscheint eine zweite Macht in diesem Gebiet: Die Herren von Dorfelden, Vorfahren des späteren Grafen von Hanau. Konrad von Dorfelden wird um das Jahr 1166 als Zeuge in einer Urkunde Kaiser Friedrichs I. (Barbarossa) zu Gunsten des benachbarten Klosters Ilbenstadt benannt. Schon bald nach ihrem ersten Auftreten, vermutlich um 1170, gelang es den Herren von Dorfelden, festen Fuß im Gebiet um Hanau zu fassen. Um 1300 hatte sich das Staatswesen der Herrschaft Hanau so weit gefestigt, dass die früher rechtslos nebeneinander verstreuten Einzelbesitzungen in zusammenhängende und fest formierte Verwaltungsbezirke, in Ämter, zusammengefasst wurden. Um Hanau bildete sich das Amt Büchertal. Zu ihm wurde als nordwestlicher Grenzort auch Oberdorfelden bezogen.
Die Kirche von Oberdorfelden war im Mittelalter die Mutterkirche von Niederdorfelden. Sie gehörte im Erzbistum Mainz zum Landkapitel Roßdorf im Archidiakonat St. Maria ad Gradus. Eine bedeutsame Wandlung brachte die Einführung der Reformation, die schon um 1523 im Hanauer Land begann. Die Pfarrgemeinde schloss sich dem lutherischen Bekenntnis an, und der Pfarrer Reinhardus wagte es 1548 mit 14 benachbarten Amtsbrüdern, eine Eingabe an den Grafen Hanau mit der Bitte um Erhaltung dieses Bekenntnisses zu richten. Das Alban-Stift in Mainz verkaufte 1562 dem Grafen von Hanau sein Patronatsrecht in Oberdorfelden. Später wurde dann, wie in den übrigen Orten der Grafschaft, das reformierte Bekenntnis eingeführt. Die alte romanische Pfarrkirche, die anscheinend in gotischer Zeit umgebaut worden war, ist 1763 durch einen Neubau ersetzt worden. Seit dem späteren 16. Jahrhundert setzte eine allmähliche Straffung der Staatsgewalt und ihrer Hoheitsrechte in der Hand des Landesherrn und der gräflichen Regierungsbehörde ein, die sich auch im Bereich der kommunalen Selbstverwaltung auszuwirken begann. Allerdings wurde sie nicht völlig unterdrückt. Neben dem Schultheißen als dem Beamten des Landesherrn blieben die jährlich gewählten Bürgermeister als Vertreter der Gemeinden weiterhin in der Dorfverwaltung tätig.
Auch Oberdorfelden hatte unter den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zu leiden. Als die Festung Hanau 1629 in schwedischer Hand zu einem wichtigen Objekt der Kriegsführung wurde, wurde das Büchertal und seine Umgebung besonders betroffen. Nach dem Übergang des Hanauer Landes an die Landgrafen von Hessen Kassel (1736) erhielt es eine gewisse Sonderstellung, die ihm wirtschaftlich und kulturell förderlich waren. In den Revolutionsjahren von 1830 und 1848 spielte die Grafschaft unter Führung der Hanauer Bürgerschaft eine bedeutsame Rolle im Verband des hessischen Kurfürstentums. Oberdorfelden gehörte seit 1821 zum Kreis Hanau, der mit den drei Kreisen Schlüchtern, Salmünster und Gelnhausen die Provinz Hanau bildete. Das weitere Wachstum des Dorfes hatte sich trotz der Nähe der Großstadt Frankfurt maßvoll vollzogen. Erst Ende der sechziger Jahre dieses Jahrhunderts erhöhte sich durch die Ansiedlung von Nebenerwerbssiedlungen südlich der Eisenbahnlinie die Einwohnerzahl von Dorfelden um das Dreifache.