Zehn Jahre Förderkreis Martinskirche Udenhain
Brachttal. Bei allen Projekten, die der Förderkreis Martinskirche bisher umgesetzt hat, kann man kaum glauben, dass es erst zehn Jahre her ist, seit der Förderkreis gegründet wurde. Vorsitzender Ludwig Naumann bedauert sehr, dass es in diesem Jahr nicht möglich ist, den Mitgliedern sowie den vielen Helfern und Unterstützern des Förderkreises einmal in Form eines kleinen Festes persönlich Dank zu sagen. Trotz der eingeschränkten Handlungsfähigkeit in diesem Jahr kann die Restaurierung der historischen Grabsteine nicht länger aufgeschoben werden, erklärte Naumann. Bereits im Juni 2019 hatte der Vorstand die Renovierung der Steine beschlossen und sowohl Eigenleistungen als auch die Übernahme eines wesentlichen Teils der Kosten angekündigt.
Aufwendige, teils sehr schwierige Projekte wie die Entschuttung des Dachbodens, die denkmalgerechte Sanierung und Wiederherstellung der teilweise eingestürzten historischen Kirchenmauer, einer circa 160 Meter langen Wehrmauer, und das Pflanzen einer neuen Linde wurden in den Jahren zuvor erfolgreich abgeschlossen. Jetzt soll die Restaurierung der Grabsteine Unwiederbringliches vor dem Verfall retten. Eine Zeitreise von circa 500 Jahren zurück muss man machen, wenn man des ersten evangelischen Pfarrers in Udenhain, Johannes Wolfrich, gedenken will, um dessen Grabstein es hier unter anderem geht. Weitere Grabsteine erinnern an die verstorbenen sieben Kinder des Pfarrers Hartmann Wick, der die traurige Pflicht hatte, diese Anfang des 18. Jahrhunderts (zwischen 1709 und 1727) viel zu früh zu beerdigen. Auch sein eigener Grabstein ist noch vorhanden, er war am 25. Oktober 1730 gestorben. Die meisten Grabsteine, die verwitterungsgeschützt wieder aufgestellt werden sollen, wurden bei der Sanierung unter den Dielen des Altarraumes der Kirche entdeckt.
Steine nach Wiederherstellung an exponierter Stelle begutachten
Gleichzeitig mit dem Beschluss der Restaurierung der Grabsteine fasste der Vorstand auch den Vorsatz, die Steine nach ihrer Wiederherstellung an einer exponierten Stelle, mit einem Dach versehen, parallel zur Kirche (auf der Südseite des Kirchengeländes) aufzustellen, um sie vor saurem Regen, Frost, Vogelkot und aufsteigender Nässe zu schützen. Eine überdachte Holzkonstruktion mit Schiefereindeckung soll einen entsprechenden Schutz bieten. Dort aufgestellte Sitzgelegenheiten sollen den Interessierten die Möglichkeit bieten, die Steine in Ruhe zu begutachten. Zum Tag des offenen Denkmals haben Ludwig Naumann und Hans-Christoph Fillsack die Besucher jüngst neben einer Kirchenführung und einer Begehung des Außengeländes mit dem Projekt vertraut gemacht. Wie für die aktuellen Anstrengungen des Förderkreises gemacht, heißt das diesjährige Motto: „Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten.“
Auch das bereits Renovierte will erhalten sein, und so haben die Udenhainer „Mauerspechte“ sich an zwei Tagen im Juli zur alljährlichen Mauersäuberung getroffen. Moos, Flechten, Gras und andere Pflanzen wurden dabei aus den Mauerfugen entfernt. An diesen Tagen wurden außerdem Sträucher und Hecken innerhalb des Kirchgartens gestutzt und der Weg zum Kirchenportal von Unkraut befreit. Die Säuberung des Weges konnte nicht ganz fertiggestellt werden, sodass noch ein weiterer Termin vereinbart werden muss. Auch von außen müssen die Fugen noch von Bewuchs befreit werden. In der Mauer gibt es offene Stellen, die neu verfugt werden müssen, um ein Eindringen von Wasser in das Mauerwerk zu verhindern. Beim Gefrieren der eingedrungenen Feuchtigkeit könnten wieder größere Schäden im Mauerwerk entstehen.
Angewachsen und weiter gut entwickelt hat sich die im vergangenen Jahr gepflanzte Linde, die einmal die von einem Pilz befallene, circa 350 Jahre alte Gerichtslinde ersetzen soll. Die Jahre des Wahrzeichens von Udenhain sind leider gezählt, deshalb hat sich der Förderkreis schweren Herzens zu der Nachpflanzung entschlossen. Und auch die neue ist nicht von allein so gut angewachsen. Ludwig Naumann hat da kräftig mitgeholfen und in den trockenen Sommermonaten wöchentlich bis zu zehn Eimer Wasser an den noch nicht so tief wurzelnden Baum gegossen. (jad)