Kreditzinsen unten, Preise oben?
Wer sich im Laufe des neuen Jahres eine Immobilie zulegen will, beschäftigt sich schon jetzt mit der Finanzierung. Im Blickpunkt stehen dabei Eigenkapital für das Eigenheim und klassisch die Zinsen, verbunden mit der Frage, gehen sie 2021 rauf oder runter?
Genau weiß das keiner. Fachleute erkennen zumindest zwei Trends: Baufinanzierungen bleiben günstig, die Immobilienpreise steigen weiter an.
Beides hat auch, aber nicht nur, mit den Folgen der Corona-Pandemie zu tun. Sie bringt viele Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Um den konjunkturellen Totalabsturz zu vermeiden, hat der Staat milliardenschwere Hilfspakete aufgelegt. Zugleich überschwemmt die Europäische Zentralbank (EZB) den Markt weiterhin zusätzlich mit billigem Geld. Daran wird sich voraussichtlich 2021 wenig ändern. Es „zeichnet sich keine Veränderung der expansiven Geldpolitik der EZB ab“, sagt Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp), dem große Immobilienfinanzierer angehören.
Das günstige Geld sollen Banken zu akzeptablen Konditionen an Verbraucher weitergeben, damit diese Kredite aufnehmen. Das viele Kapital drückt nicht nur die Sparzinsen, sondern hält auch die Bauzinsen unten. Diese „dürften deshalb auf absehbare Zeit niedrig bleiben“, stellt Tolckmitt fest. Dass die Darlehenszinsen auf zwei Prozent klettern, halten Finanzierer für so gut wie ausgeschlossen.
Mehr Eigenkapital hilft
Einerseits ist dies für angehende Bauherren beruhigend. Andererseits bedeutet es nicht, dass sie mit allzu lockeren Kreditvergaben rechnen sollten. Ein sicherer Job, etwa als Beamter, wird in Corona-Zeiten wieder stärker berücksichtigt. Die größere Hürde heißt Eigenkapital. „Den Zugang steuern die Baufinanzierer eventuell über höhere Eigenkapitalquoten, um Risiken zu reduzieren“, vermutet der Verbraucherschützer.
Wer an billiges Baugeld will, wird wohl deshalb als Sicherheit mehr Eigenkapital mitbringen müssen: „Dreißig Prozent Eigenkapital verbessert die Finanzierung. Eine 100-Prozent-Finanzierung wird zu deutlich schlechteren Bedingungen zu bekommen sein.“
Niedrigen Zinsen stehen stetig steigende Immobilienpreise gegenüber. Vor allem in den großen Städten und deren Umland werden Eigenheime und Eigentumswohnungen immer teurer. Verbraucher könnten Kosten von einer halben Million Euro und mehr für die eigenen vier Wände selbst bei günstigen Zinsen kaum auffangen, wenn sie gleichzeitig mehr Eigenkapital bräuchten. „Früher sind sie an der Eintrittsschwelle Zinsen gescheitert, heute am Eigenkapital.“