Turn- und Sportverein Kassel feiert mit Impressionen aus den vergangenen Jahrzehnten
Biebergemünd-Kassel. Traditionen aufrechterhalten, gemeinsam Spaß haben und bei bester Laune zusammen ein paar Stunden verbringen: Wenn in Kassel Jung und Alt zusammenkommen und von Samstag bis Montag feiern, dann heißt es normalerweise immer „Die Kässeler Kirb, sie lebe hoch!“. Normalerweise. Doch im Jahr der Corona-Pandemie ist vieles anders. Bereits im Mai hatte sich der Turn- und Sportverein (TSV) Kassel aufgrund des Großveranstaltungsverbotes und der Auflagen der Bundes- sowie der hessischen Landesregierung schweren Herzens dazu entschieden, seine Zeltkirb abzusagen – erstmalig in der langen Historie der Kässeler Kirb, wie Kirb-Teammitglied Roland Vetterling wehmütig berichtet.
Vetterling: „Seit der ersten Zeltkirb haben wir noch nie eine Pause eingelegt.“
Seit dem Jahr 1967 ist der hiesige TSV bereits Ausrichter des Traditionsfestes, das der Höhepunkt im örtlichen Veranstaltungskalender ist. „Seit der ersten Zeltkirb haben wir noch nie eine Pause eingelegt. Dieses Jahr sind wir leider dazu gezwungen worden“, sagt er. Die Geschichte der Kirb reicht dabei aber noch viel weiter zurück – bis ins Jahr 1789, als die Kirche St. Johannes Nepomuk eingeweiht wurde. Doch anstatt an einem zentralen Ort im Dorf zu feiern, fand die Kirb damals in den einzelnen Gaststätten im Ort statt. Dementsprechend hatte jede Gaststätte auch ihre eigenen Kirbburschen, wie Roland Vetterling aus Erzählungen weiß. „Aus dieser Tradition heraus hat es sich dann so entwickelt, dass die Gastronomen irgendwann kein Interesse mehr hatten und wir als größter Verein in Kassel die Ausrichtung der Veranstaltung übernommen haben.“ Denn: Nicht nur die Organisation und Planung des Kirchweihfestes bedarf vieler helfender Hände, auch Dienste und Schichten müssen an dem Wochenende übernommen und gestemmt werden. Da braucht es im Verein Engagierte, die mit Herzblut bei der Sache sind. Über die Jahre hinweg hat sich die Kässeler Kirb mit ihrem Rahmenprogramm somit weiterentwickelt. Vor sieben Jahren gründete sich das Kirb-Team, welches das Konzept der Traditionsveranstaltung noch einmal aufgegriffen und neu aufgezogen hat.
„Wir wollten schauen, was die vergangenen Jahre gut funktioniert hat, was wir vielleicht besser machen können und wie wir mit einem Fest wie unserer Zeltkirb Jung und Alt zusammenbringen, so dass alle ganz auf ihre Kosten kommen“, berichtet Jens Rieger, Pressewart des TSV. So entwarf das Kirb-Team beispielsweise noch im Gründungsjahr ein eigenständiges Logo und rief die Kirbshow am Sonntagabend ins Leben. Vom Duell der heimischen Vereine über Show- und Playbackeinlagen bis hin zu Livesongs – der Kirb-Sonntag steht ganz im Zeichen der Familien.
Rund 100 Bilder aus den vergangenen Kirb-Jahren
Dass die Kirb nun an diesem Wochenende nicht stattfinden wird, ist für das Dorfleben schon ein herber und trauriger Schlag, sind sich die beiden einig. „Es tut schon weh, immerhin ist es das Fest, an dem wirklich das ganze Dorf zusammenkommt.“ Sich davon aber runterziehen lassen, wollen die Vereinsmitglieder nicht. Und weil in Zeiten der Corona-Krise vieles online vonstattengeht, hat sich das Kirb-Team ebenfalls eine lustige Idee einfallen lassen: Auf Facebook riefen sie Anfang August dazu auf, mit Schnappschüssen aus den vergangenen Jahren und Jahrzehnten die Kirb-Höhepunkte digital zu feiern. „Wir wollten trotz Absage irgendwie das Lebensgefühl der Kirb aufkommen lassen“, berichtet Jens Rieger.
Mit Erfolg: „Wir haben in den vergangenen zwei Wochen an die 100 Bilder zugeschickt bekommen, teilweise auch richtig alte Schwarzweiß-Aufnahmen.“ Unter dem Hashtag #kirb-2020digital schwelgen die Kässeler gemeinsam in alten Erinnerungen und freuen sich nun umso mehr darauf, wenn es im kommenden Jahr hoffentlich wieder heißt: „Die Kässeler Kirb, sie lebe hoch!“ Die Kirb wieder aufleben zu lassen, steht nämlich jetzt schon außer Frage. (jad)