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Ab in die Mitte

Ab in die Mitte
20.12.2020

 

Liebe Leserinnen und Leser, nein, keine Angst, ich rufe nicht zum Ideal der absoluten Mittelmäßigkeit auf. Während der letzten Monate, die wir, der Pandemie geschuldet, in extremen Gefühlslagen verbracht haben, ist mir eine Sache klar vor Augen getreten: „Alle Menschen gehören in die Mitte der Gesellschaft!“Aktuell denke ich vor allem an die sozialen Gruppierungen, die auf den besonderen Schutz und das Verständnis der Gesellschaft angewiesen sind. „Junge und Alte“ sind in unserem Land die Hauptbetroffenen der Auswirkungen und Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie. Die erforderlichen Einschränkungen der sozialen Kontakte treffen diese beiden Altersstufen besonders hart.

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Als Jugendlicher ist man dabei, sich aus den sozialen Gefügen zu lösen, in die man hineingeboren wurde. Der Freundeskreis spielt in diesem Lebensabschnitt eine teilweise wichtigere Rolle als die Familie. Für viele Senioren ist ein Altern in Einsamkeit eine Horrorvorstellung. Wenn altersbedingte Einschränkungen dazu führen, dass man selbst nicht mehr aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann, ist man dankbar für Besuch und Unterhaltung. Sicher gibt es noch andere „Randgruppen“, die auf die eine oder andere Weise stärker von den Beschränkungen dieses Corona-Jahres betroffen sind. Doch gerade für die beiden oben Genannten sind wir im Jossgrund seit diesem Jahr dabei, besondere Orte zu schaffen.

Durch die Umgestaltung des Franz-Korn-Platzes wollten wir einen Treffpunkt für Menschen in der Oberndorfer Ortsmitte schaffen. Und es ist mir eine Freude, zu sehen, wie gut dieser Platz angenommen wird. Besonders freut mich, dass vor allem die Jugendlichen diesen „neuen“ Ort so gut annehmen: Hier sitzen junge Menschen zusammen, quatschen – und machen auch mal Quatsch. Da sie in der Dorfmitte sind, treffen sie auch automatisch auf das ganze Dorf. Welche einmalige Chance für Oberndorf, den Kontakt zu den „Jungen“ nicht zu verlieren und selbst jung zu bleiben. Und für unsere „Alten“ schaffen wir gerade die Seniorendependance in Pfaffenhausen. Die Nachfrage ist jetzt bereits groß. Durch die zentrale Lage bieten sich den Bewohnern in Zukunft viele Gelegenheiten zu Kontakten, eigenständigem Einkaufen und Essengehen.

Wir Menschen haben die Tendenz, alles was uns fremd ist oder unangenehme Erinnerungen hervorruft, an den Rand unserer Gesellschaft und unseres Lebensraumes zu schieben. Wir alle waren einmal jung und laut – und das ist richtig und wichtig. Wir alle werden alt und müssen sterben. Lasst uns im Bewusstsein unserer Vergänglichkeit unser Leben umso mehr feiern. Geben wir den „Alten“ eine Chance, das Leben so lange wie möglich zu lieben.

Ich bin der Meinung, dass diese zwei besonderen Orte aus eben diesen Gründen sehr gut gewählt worden sind. Mir klingt das Weihnachtslied im Ohr: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!“ Und das möchte ich Euch, liebe Jossgründerinnen und Jossgründer, und allen Leserinnen und Lesern mitgeben: Mit weiten Herzen wird es für alle einfach viel besser.

Ich wünsche Euch und Ihnen allen ein besonderes Weihnachtsfest.

Wir sehen uns,
Rainer Schreiber
Bürgermeister der Gemeinde Jossgrund

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