Wieder auf der Mauerwiese finden am 5. August „Spiele um die goldene Brezel“ statt
Nach der positiven Resonanz auf den Veranstaltungsort „Mauerwiese“ findet auch in diesem Jahr wieder das Weitzelfest auf der Mauerwiese statt. Los geht das Traditionsfest, das zum Andenken an den Bäcker Johann Joachim Weitzel gefeiert wird, am Samstag, 5. August, ab 14.30 Uhr mit dem Seniorennachmittag in der Stadthalle. Um 17 Uhr wird das Weitzelfest auf der Mauerwiese mit Bieranstich und musikalischer Umrahmung der „Dixie Oldies“ offiziell eröffnet. Anschließend werden traditionell Brezeln an die Kinder verteilt. Ab 17.30 Uhr finden die „Spiele um die goldene Brezel“ statt. Dabei ist der Spaßfaktor für Zuschauer und Teilnehmer garantiert.
Mit Livemusik der Band „Echo Four“ geht es ab 20 Uhr weiter. Für das leibliche Wohl sorgen auch in diesem Jahr wieder die Schlüchterner Vereine sowie die Metzgerei Lenz.
Das Sonntagsprogramm (6. August) beginnt um 11 Uhr mit dem ökumenischen Gottesdienst, zu dem alle herzlich willkommen sind. Im Anschluss gibt es Livemusik und Unterhaltung ab 12.30 Uhr mit den „Neuberger Buam“ und ab 15.30 Uhr mit der Band „Voices of Rock Diamonds“. Um das leibliche Wohl kümmert sich am Sonntag „Eulenspiegel Entertainment“. An beiden Tagen gibt es für die Kinder Hüpfburgen von „Das kunterbunte Kinderzelt“. Vorbeikommen lohnt sich. Das Fest findet nur bei schönem Wetter statt.
Bäcker als Namensgeber
Johann Joachim Weitzel wurde als Bäckerssohn im ausgehenden 18. Jahrhundert geboren. Nach seiner Gesellenprüfung begab er sich auf die Wanderschaft nach Holland. Er wurde sesshaft in Amsterdam, heiratete und wurde dank seines Fleißes ein wohlhabender Mann. Seine Heimatstadt Schlüchtern sollte er nicht mehr wiedersehen, blieb ihr dennoch verbunden. Nachdem er 1840 starb, wurde er in der Westernkerk in Amsterdam begraben. Als auch seine Ehefrau verstarb, gab es keine Erben. Weitzel hatte jedoch seine Geburtsstadt und ihre Bürger in seinem Testament bedacht. Sie sollten Zuwendungen erhalten, unter anderem für die Landwirtschaft. Die Armen bekamen Schuhe geschenkt und die Lehrer Schreibpapier. Für die Jugend gab es Brezeln, die heute immer noch an diesen Wohltäter der Stadt erinnern und jedes Jahr zum Weitzelfest an die Jugend verteilt werden.
Facettenreiches Schlüchtern
Als größte Gemeinde im oberen Kinzigtal ist Schlüchtern mit seiner historischen Altstadt immer einen Besuch wert. Urkundlich erwähnt wurde es als „sluohderin“ erstmals 933 und die Stadtrechte wurden Mitte des 16. Jahrhunderts verliehen. Heute ist es vor allem der Charme der schönen Altstadt mit den malerischen Fachwerkfassaden, der die Besucher aus nah und fern anzieht. Ein beliebtes Ausflugsziel stellt heute auch das ehemalige Benediktinerkloster dar, das unter Abt Petrus Lotchius bereits im 16. Jahrhundert als Gymnasium genutzt wurde. Anfang des 17. Jahrhunderts veranlassten die Grafen von Hanau die Aufhebung des Klosters. Heute befindet sich das Kloster im Besitz der evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck. Im Gebäudeinneren befinden sich das Ulrich-von-Hutten-Gymnasium und die Kirchenmusikalische Fortbildungsstätte der evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck.
Bäcker Weitzel wohnte einst im Eckebäckerhaus
Bei einem der ältesten Gebäude der Stadt handelt es sich um das ehemalige Dienstmannenhaus des Klosters. Die ehemalige Wasserburg der Herren von Schlüchtern wird auch Eckebäckerhaus genannt. Nachdem die Herren von Schlüchtern das Gebäude bis ins 16. Jahrhundert bewohnt hatten, war hier um 1850 eine Schmiede untergebracht und danach eine Bäckerei, was auch den Namen Eckebäckerhaus erklärt. Und hier schließt sich wieder der Kreis zum Weitzelfest, das in diesen Tagen zu Ehren des Bäckermeisters Weitzel gefeiert wird, der seinerseits Ende des 19. Jahrhunderts zum Hoflieferanten des Kaisers ernannt wurde. Während eines Kuraufenthaltes auf dem Weg in den Taunus kostete das Kaiserpaar das Gebäck von Weitzel. Es mundete ihnen derart gut, dass sie bei ihm anfragten, ob er ihnen weiter Gebäck liefern könne. Und so wurden Hörnchen, Brezeln und Brötchen geschwind gebacken und in die Sommerresidenz der Adeligen nach Bad Homburg transportiert. 1974 wurde das Gebäude von der Stadt Schlüchtern erworben und im Zuge der Altstadtsanierung modernisiert und umgebaut. Danach wurde es wieder in private Hände verkauft. Heute befindet sich hier eine Gaststätte im Erdgeschoss.
Lauter'sches Schlösschen
In der Schlossstraße steht gegenüber der neuen Stadthalle in einer kleinen Grünanlage das älteste Profangebäude der Stadt. An gleicher Stelle hat bereits 1338 ein Steinhaus gestanden. Dabei handelte es sich um das Trimbergsche Hofgut. 1362 erhielt Sanne, die Witwe Hermanns von Schlüchtern, diesen klösterlichen Vogthof von Konrad von Trimberg zu Lehen. Um 1440 kam er in den Besitz des Hans von Lautern. Dieser ließ seinen Lehensitz umbauen und erweitern. 1902 wurde er Eigentum der Stadt Schlüchtern. Bauliche Veränderungen wurden notwendig zwecks Nutzung des Obergeschosses als Dienstwohnung des Bürgermeisters. Das Erdgeschoss nahm die Weitzelbibliothek auf. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges besetzte die amerikanische Besatzungsmacht das Schlösschen. 1947/48 diente es als Sitz der Spruchkammer zur Entnazifizierung ehemaliger Parteigenossen. Auch befand sich bis 1951 darin das Geschäftszimmer der Europäischen Akademie. Die Bibliothek des Amerika-Hauses war gleichfalls im Schlösschen untergebracht. 1970/71 umgebaut, ist seit dieser Zeit das „Bergwinkelmuseum“ als Heimatmuseum der Stadt Schlüchtern hier untergebracht. Über zweihundert Jahre adliges Herrenhaus, erinnern noch heute ein gotisches und ein Barockwappen an das Lautersche Geschlecht. Die Inschrift des Barockwappens lautet: „Im Jahre 1675 habe ich, Hans Ernst von Lauter, hochfürstlich bambergischer Rat, Oberschultheiß, auch Amtmann zu Höchstadt und Wachenroth, der ich mit meinen ehelichen Leibserben von der alten Lauterschen Linie noch am Leben, dies Schloß, so im Kriege beschädigt wurde, meinen Kindern in Hessen wieder aufbauen lassen.“ 1688 wurde das Schlösschen an die von Dehn-Rothfelser verkauft. Weitere Besitzer waren 1798 der Salzverwalter W. Stickel, bei dem die Brüder Grimm des Öfteren zu Gast waren, und 1819 Dr. Moritz Zinkhan. Letzterer hatte es zum Preis von 4500 Gulden erworben. Quelle: Stadt Schlüchtern