Lohnt sich 5G schon?
Wow, das ging schnell. 35 Apps über mobile Daten aktualisiert in unter einer Minute. Das geht – mit 5G. Bis zu 1 Gigabit pro Sekunde und extrem schnelle Reaktionszeiten verspricht die neue Funktechnik. Immer mehr Antennen werden jede Woche aktiviert und die Mobilfunkanbieter rühren die Werbetrommel.Zwischen 20 und 40 Euro kosten die Einsteigertarife mit Schnellfahrspur. Reine LTE-Tarife – auch ziemlich schnell – sind zum Teil deutlich billiger. Die Frage also: Lohnt der Umstieg auf 5G?
„Ich bezeichne 5G momentan noch als Marketing“, sagt Thorsten Neuhetzki. Der Mobilfunkexperte beim Technikmagazin «inside digital» sieht in den nächsten ein bis zwei Jahren noch keinen großen Nutzen für private 5G-Tarife, weil der Netzausbau erst am Anfang steht.
5G ist nicht gleich 5G
Bislang gibt es nämlich erst wenige echte 5G-Antennen, sagt Neuhetzki. Ein Großteil dessen, was die Mobilfunkanbieter momentan 5G nennen, läuft über 4G- und 3G-Antennen und die dahinter liegende Infrastruktur. Schnell ist die Verbindung trotzdem, nur eben noch weit davon entfernt, was 5G am Ende leisten kann. Hinzu kommt: Nicht jedes als 5G-fähig verkaufte Smartphone kommt mit der aktuellen Technik aus LTE-Ankerzelle und 5G-Turbo klar, sagt Neuhetzki.
Sein Urteil: „Für den ganz normalen Privatkunden sehe ich bisher wenig Mehrwert durch 5G.“ Momentan sei den meisten Nutzern mit einem gut ausgebauten LTE-Netz besser gedient. Schaden könne 5G aber auch nicht. „Der große Vorteil ist: Im 5G-Netz ist man bislang recht alleine.“ Und je weniger Nutzer, desto schneller surft der Einzelne.
Jetzt schon gute Gründe für 5G finden vor allem Menschen in den großen Städten. Hier ist das Netz teils schon gut ausgebaut, man profitiert von schnellen Downloads und Reaktionszeiten. „Bei Vodafone bekommt man manchmal in schlecht ausgebauten ländlichen Gebieten schon anständiges 5G“, hat Neuhetzki festgestellt.
Karten zeigen 5G-Versorgung
Wie gut die 5G-Verbindung vor Ort ist, zeigen die Ausbaukarten der drei Netzanbieter Telekom, Vodafone und Telefónica (O2). Aber hier lohnt der Blick ins Detail. Ob es 5G vor Ort gibt, kann man etwa auf der Netzausbaukarte der Telekom per Klick auf die eigene Adresse sehen. Berlin-Prenzlauer Berg bekommt theoretisch etwa bis zu 1 Gigabit pro Sekunde (MBit/s) per 5G, in der Praxis sind es eher 300 MBit/s. In der NRW-Mittelstadt Erkrath gibt es an manchen Stellen „nur“ 75 MBit/s via 5G. Das ist deutlich langsamer als ein gut ausgebautes LTE-Netz. Wenn man überhaupt 5G bekommt – die Deutschlandkarte hat noch ziemlich viele Lücken.
Am besten sieht es noch bei der Telekom aus. Hier werden etliche Städte, dichter besiedelte Gebiete und größere Verkehrswege als versorgt ausgewiesen. Doch je weiter man in die Karte zoomt, desto mehr weiße Flecken tauchen auf. Ähnlich ist es beim Mitbewerber Vodafone: Netzabdeckung in Städten und viele weiße Flecken in der Fläche.
Telefónica ist noch nicht ganz so weit. Hier wird auf der Webseite das Ziel angegeben, bis Ende 2021 «große Teile von Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt » mit 5G zu versorgen. 1&1 Drillisch, der vierte Anbieter mit 5G-Lizenzen, wird noch mit dem Aufbau eines eigenen Netzes beginnen. Bis dahin wird die Mobilfunk-Infrastruktur von Telefónica genutzt. Und auch später sollen Kunden von 1&1 Drillisch an unversorgten Stellen ins Telefonica-Netz ausweichen.