Rund zwei Drittel des Energiebedarfs von Privathaushalten gehen auf das Konto von Heizung und Warmwasser. Wer hier der Öl- oder Gas-Preisfalle, durch steigende CO₂-Steuer, entgehen möchte, ist mit einer Wärmepumpe gut beraten. Sie nutzt die kostenlose Energie aus Außenluft, Abluft, Boden oder Wasser und kann so die Energiekosten um bis zu 50 Prozent senken, auch trotz gestiegener Strompreise.
„Wärmepumpen sind wahre Klimaschützer, denn sie nutzen Energiequellen, die sich selbst regenerieren. Um diese für Heizung und Warmwasser nutzen zu können, entzieht die Wärmepumpe ihrer Umwelt Energie, die sie anschließend dem Heizsystem zuführt", berichtet Mike Lorenz, stellvertretender Obermeister der Innung für Elektro- und Informationstechnik Main-Kinzig. Aus 1 kWh elektrischer Energie werden so je nach Wärmequelle, Effizienz des Gesamtsystems und anderen Einflussfaktoren bis zu 5,5 kWh thermische Energie gewonnen. Gerade in Neubauten mit Fußboden-, Decken- oder Wandheizung, wo niedrige Vorlauftemperaturen von 30-35 Grad Celsius benötigt werden, ist die Wärmepumpe gesetzt.
Durch die Wärmepumpentechnik werden die Forderungen des neuen GEG - „Gebäudeenergiegesetz" erfüllt und auch noch durch die BEG - „Bundesförderung für effiziente Gebäude" - stark gefördert. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, sich hierzu von einem bei der KfW und BAFA eingetragenen Energieeffizienz-Experten beraten zu lassen und gegebenenfalls einen Sanierungsfahrplan erstellen zu lassen.
Aber nicht nur in Neubauten können Wärmepumpen eingesetzt werden. Gerade auch für Bestandsgebäude fördert die Bundesregierung Einzelmaßnahmen wie einen Heizungstausch mit 25 bis 40% der Bruttogesamtkosten über das BAFA. Dies geht auch mit vorhandenen Heizkörpern. Allerdings gibt es auch hier Einsatzgrenzen, so Elektromeister Lorenz, der seit 20 Jahren Wärmepumpenheizungen verbaut. Sollten die erforderlichen Vorlauftemperaturen 50° C bis max. 55° C übersteigen, ist von einer Wärmepumpenheizung abzusehen oder es müssen größere Heizkörper bzw. Gebläsekonvektoren eingebaut werden, um das System mit niedrigeren Vorlauftemperaturen betreiben zu können.
Prinzipiell gilt: Jede Wärmepumpe ist nur so gut, wie es das energetische Gesamtsystem des Hauses hergibt. Hier spielen die Dämmung, die Größe der Heizflächen, der hydraulische Abgleich sowie eine intelligente Regelung eine sehr wichtige Rolle.
Behagliche Temperatur, Heizkosten reduziert
Ob Luft-/Wasser-, Sole-/Wasser - (Erdreich), Wasser-/Wasser-oder auch eine Abluftwärmepumpe - jede Wärmepumpe hat ihre Vorund Nachteile. Welche Technik für welches Gebäude am besten geeignet ist, hängt nicht nur vom persönlichen Wärmebedarf und dem Modernisierungsgrad des Gebäudes, sondern von vielen weiteren Faktoren ab.
Luft-/Wasser-Wärmepumpen bestehen aus einem Außengerät und einem Innengerät. Wichtig für das Außengerät ist der Aufstellort. Eine behördliche Genehmigung ist in der Regel nicht erforderlich, jedoch sind unbedingt vorgeschriebene Grenzabstände und die TA Lärm einzuhalten. Ein Ventilator saugt die Außenluft an, entzieht ihr Energie und leitet diese über einen Verdampfer an das Heizsystem des Gebäudes weiter. An besonders kalten Tagen reicht die Leistung der Luft-/Wasser-Wärmepumpe möglicherweise jedoch nicht aus. Über einen elektrischen Heizstab, der bei fast allen Wärmepumpen serienmäßig auch als Notheizung mit verbaut ist, wird dann die restliche Heizenergie für das Gebäude bereitgestellt.
Die Sole-/Wasser-Wärmepumpe, auch Erdwärmepumpe genannt, bezieht ihre Energie aus dem Erdreich. Bei einem ausreichend großen Grundstück wird die Sole-/Wasser-Wärmepumpe durch horizontale Flächen- oder Grabenkollektoren im Boden versorgt. Diese gibt es in ganz unterschiedlichen Ausführungen, sie dürfen allerdings weder überbaut noch versiegelt werden. Ideal sind lehmig-feuchte Böden. Ist die Grundstücksfläche für den gewünschten Wärmebedarf nicht ausreichend, werden in bis zu 100 Metern Tiefe senkrecht eine oder mehrere Sonden in die Erde gebohrt. Der Einsatz von Erdsonden benötigt zwar weniger Fläche, ist allerdings kostenintensiver und nicht überall möglich oder erlaubt. Auf jeden Fall ist hier eine behördliche Genehmigung notwendig, wie z. B. durch die untere Wasserschutzbehörde. Falls diese Wärmequellen alle nicht realisierbar sind, besteht noch die Möglichkeit, mit sogenannten Hybridkollektoren seine eigene Wärmequelle herzustellen. Die 2x1 m großen Kollektoren erzeugen auf der Vorderseite mit Solarzellen Strom und auf der Rückseite wird Energie über einen Wärmetauscher für die Sole-Wärmepumpe zur Verfügung gestellt. Eine neuere Technik, die sich immer mehr und mehr etabliert und gerade bei Reihenhäusern eine perfekte Lösung darstellt.
Ein weiterer vorteilhafter Nebeneffekt bei Luft- und Solewärmepumpen ist, dass man mit beiden Systemen eine trockene Kühlung/Temperierung über die Fußbodenheizung herstellen kann. Um 1-3 Grad kann die Raumtemperatur hierdurch abgesenkt werden. Über einen getrennten Kühlkreis, zumeist mit Gebläsekonvektoren, kann mithilfe einer Wärmepumpe auch eine feuchte Kühlung betrieben werden. Diese ist mit einer Klimaanlage vergleichbar.
Eine weitere Variante der Wärmepumpentechnik ist die Abluftwärmepumpe. Sie hat ihren Einsatzbereich in KFW-40oder 40+-Häusern und -Wohnungen bis ca. 200 m², welche eine max. Heizlast von 7 kW haben. Hier gibt es kein Außengerät, keine Bohrung oder Kollektorarbeiten. Die Abluftwärmepumpe vereint kontrollierte Wohnungsraumlüftung mit Wärmepumpentechnik. Aus Bad, Küche, WC und Abstellraum wird die verbrauchte Luft abgesaugt, dieser die Wärme entzogen und damit Heizung und Warmwasser erzeugt. Das alles über ein Gerät. Die Zuluft wird dezentral oder zentral in die Wohnräume wieder eingebracht. Immer saubere Luft und angenehme Wärme über ein Gerät.
Die perfekte Kombination jeden Fall die Ergänzung ist auf durch eine Photovoltaikanlage mit einem Stromspeichersystem. 5-15 kWp PV-Leistung mit einem Stromspeicher mit 8-15 kWh Speicherkapazität ist sinnvoll, um den ganzen Sommer über und vor allen Dingen in den Übergangszeiten nicht nur eigenen Strom für das ganze Haus zu erzeugen, sondern auch langfristig niedrigste Betriebskosten für Strom und Wärmeerzeugung durch die Wärmepumpe sicherzustellen.