Die Winzer feiern im Frühjahr ihr erstes Fest mit buntem Programm: Die Weinhexe tanzt mit Ratsche und Besen um das lodernde und knisternde Feuer
Ein grandioser Ausblick mit den Weinreben im Hintergrund - das macht den malerisch gelegenen Weinberg „Hoher Rain“ in Hochstadt zu einem schönen Fleckchen Erde.
Traditionell veranstalten die Winzer dort im Frühjahr mit dem Hexenfeuer ihr erstes Fest. Am Samstag, 13. April, ab 16 Uhr, ist es wieder so weit: Die Weinhexe vertreibt das letzte Fünkchen Frost. Nach Einsetzen der Dämmerung wird das Hexenfeuer entzündet. Die Weinhexe tanzt mit Ratsche und Besen um das lodernde und knisternde Feuer mit brennendem Rebschnitt und verkündet: „Der Frühling grüßt euch jetzt ihr Leut', die Reben treiben gut ab heut!“ Dieser uralte Brauch aus früheren Jahrhunderten soll dazu beitragen, dass der Wein der Winzer zu einem guten Tropfen heranreifen möge.
Beim Hexenfeuer werden die neuen Hochstädter Winzerweine und Hausmannskost angeboten. Der Weg zum Weinberg Hoher Rain“: Die Weinbergstraße in Hochstadt nach oben laufen bis zum letzten Baum, dort links einbiegen. Autos müssen im Ort bleiben. Bei schlechtem Wetter wird das Hexenfeuer auf Samstag, 20. April, verschoben. Informationen auf der Homepage unter www.ersterhochstaedterwinzerverein.de .
Weinbau als Traditionspflege
Vor 37 Jahren wurde der Verein von 17 Winzern in der Babbelgass gegründet, ganze 70 Jahre nach der letzten Weinlese in Hochstadt. Die Gründungsmitglieder waren sich einig: Man wollte die lange Tradition des Weinanbaus wiederaufleben lassen und sie auch für die kommenden Generationen erhalten. Damit ging auch eine entsprechende Philosophie einher, die bis heute überdauert hat: “Wir machen Wein nach Art des Großvaters, unverfälscht, so, wie er gewachsen ist. Voll durchgegoren und nach Art des Großvaters.“
Noch bevor der Verein gegründet wurde, erfolgte der Weinanbau an Standorten wie Hauswänden, Pergolen und sogar auf Garagendächern. Horst Steinbrecher brachte 1977 den Stein für die Vereinsgründung mit seinem ersten „Garagenweinberg“ im Neubaugebiet Kochberg ins Rollen. 1981 folgte Dr. Franz Holdingshausen mit der Sorte Gutedel.
Zwei Jahre später wurden die ersten Trauben geerntet und 1984 erfolgte die erste Kelterung. Der Ertrag: ganze sechs Liter. Das wiederum motivierte die Nachbarn Rainer Harmuth und Manfred Ritz. 1986 konnten schon elf Liter Most gekeltert werden und zusammen war man sich einig, dass man dem Hochstädter Weinanbau, der bereits in den ältesten Urkunden aus den Jahren 819 und 846 erwähnt wird, zu einer neuen Renaissance verhelfen würde. Die heute im Verein zusammengeschlossenen Winzer der Stadt Maintal sind Bürger aus allen Berufsschichten und Altersklassen, die sich als Freunde des unverfälschten deutschen Weines an das strenge Hochstädter Reinheitsgebot halten. Das Ganze wird zwar als ernsthafte Sache betrieben, jedoch nicht ohne einen Schuss Humor, der zu jedem guten Glas Wein passt.
el