50 Jahre Brachttal: Von „Brahtata” und dem Zusammenschluss zur Großgemeinde bestehend aus sechs Ortsteilen - Schlierbach, Hellstein, Neuenschmidten, Spielberg, Udenhain und Streitberg
Die Gemeinde Brachttal besteht aus den sechs Ortsteilen Schlierbach, Hellstein, Neuenschmidten, Spielberg, Udenhain und Streitberg. Namensgeber für Brachttal ist das Tal der Bracht, das mitten durch die Gemeinde verläuft. Der Name Bracht wurde bereits um 800, also zur Zeit Karls des Großen, unter der Bezeichnung „Brahtaha“ erwähnt.
Der Weg zur Großgemeinde begann mit der Gebietsreform. Im Jahr 1970 schlossen sich die Orte Schlierbach, Neuenschmidten und Hellstein zur Gemeinde Brachttal zusammen, 1971 kamen Spielberg und Streitberg und 1974 schließlich Udenhain hinzu. Besonders die Eingemeindung von Brachttal war keine „Liebesheirat“, denn Udenhain war von mehreren Gemeinden umworben und die Udenhainer zog es mehr zur damals wohlhabenden Kurstadt Bad Soden-Salmünster.
Der Zusammenschluss zur Gemeinde Brachttal vor 50 Jahren war eher schwierig. Bereits 1970 hatten sich die Talgemeinden Schlierbach, Neuenschmidten und Hellstein zusammengetan, wollten gerne Neuschlierstein heißen. Dazu kam es aber nicht, denn auch Spielberg und Streitberg wurden eingemeindet. Die Gemeinde erhielt den Namen Brachttal. Und im Jahr 1974 ordnete das Land an, dass auch Udenhain, das gerne zu Bad Soden-Salmünster gegangen wäre, zu Brachttal zwangseingemeindet wurde.
Doch die Brachttaler Geschichte reicht viel weiter zurück. Die Orte bildeten in der Vergangenheit auch einen wesentlichen Teil des Ysenburger Gerichtes Spielberg, das von 1329 bis 1816 existierte.
Früheste Spuren von Menschen in dieser Gegend stammen von gefundenen Steinbeilen, die ungefähr 5000 bis 7000 Jahre alt sind. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Gerätschaften von Jägern und Sammlern, die den Wald durchstreiften.
Die Besiedlung der Gegend begann erst im 13. Jahrhundert. Um diese Zeit begannen auch die Rodungen im Büdinger Wald. Die ältesten Ortsteile der Gemeinde Brachttal wurden ebenfalls in dieser Zeit erstmals erwähnt. Schlierbach tritt in einer Urkunde von 1276 in Erscheinung. Die Schlierbacher Kirche wird 1460 erstmals erwähnt, wobei es sich allerdings um eine Kapelle, die aus Holz errichtet wurde, handelte, die von Diether von Ysenburg in Auftrag gegeben wurde. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kapelle zerstört und 1656 baute man sie wieder auf. Im Jahr 1865 erfolgte die Westerweiterung der Kirche.
Seit 1832 bestand das Unternehmen Waechtersbacher Keramik, das seit 1834 in Schlierbach produzierte und 2011 seine Tore schloss. Diese Keramikmanufaktur erlebte zur Zeit des Jugendstils (circa 1900 bis 1920) ihre künstlerische Blüte. Insbesondere Christian Neureuther prägte mit seinen Modellen und Entwürfen den sogenannten „Wächtersbacher Jugendstil“. Der Ortsteil Udenhain wird 1291 erstmals erwähnt. Die Kirche dort, vor der eine imposante Gerichtslinde steht, existierte mit Sicherheit schon vor 1446, denn diese Jahreszahl ist am Tabernakel der Kirche zu sehen. Auch das Patronat des Sankt Martin deutet auf eine viel ältere Kirche hin.
Das Erstmals urkundlich genannt wurde der Ort Neuenschmidten 1489. Der Weiler Schächtelburg ist sicher schon vor 1400 erwähnt worden. Schloss Eisenhammer entstand 1723 und diente als Jagdschloss. Ein „Eisenhammer“ wurde bereits um 1707 errichtet. Das Eisenwerk ging 1855 in den Besitz der Firma Buderus über und wurde 1875 an Ferdinand Maximilian zu Ysenburg und Büdingen weiterverkauft.
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Hellstein ist auf das Jahr 1323 zu datieren. Eine vermeintliche Erwähnung Hellsteins um 900 gilt als nicht gesichert. Die Hellsteiner Kirche war bis 1689 Filialkirche von Spielberg und wurde 1842 erweitert.
Der Ort Spielberg ist erstmals 1365 dokumentiert und war Sitz des Gerichtes Spielberg. Die Spielberger Burg, deren Turmrest noch heute zu sehen ist, wurde wahrscheinlich um 1200 errichtet und im Dreißigjährigen Krieg zerstört.
Der kleinste Ortsteil der Gemeinde Brachttal ist Streitberg, dessen erste nachweisliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1377. Im Jahr 1500 ist von „Stridberg“ die Rede. Später tauchen noch die Bezeichnungen „Streidtburgk“, „Stripurgk“ (1528) und „Steytberg“ (1554) auf.
(re)