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Der Kampf mit dem Knopf

Der Kampf mit dem Knopf

Enge Sportkleidung kann tückisch sein: Beim Schwitzen kann darin der Schweiß nur schwer über die Haut verdunsten und damit den Körper kühlen. Foto: Eva Blanco/Westend61/dpa-mag

05.02.2022

Enge Kleidung kann ungesund sein

Ob nun die Röhrenjeans oder die eng geschnittene Bluse: Die Kleidung, in der man sich selbst im Spiegel richtig gut gefällt, ist leider nicht immer die bequemste. Aber schadet es dem Körper, wenn man regelmäßig enge Kleidung trägt?Die gute Nachricht: Enorme gesundheitliche Gefahren sind nicht zu befürchten. „Der Druck durch eine enge Hose ist für die Bauchorgane und die Verdauung nicht relevant“, sagt Ivo Grebe, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI).Enge Kleidung kann aber dennoch zu Beschwerden führen. Vor allem durch den Druck, den sie auf den Körper ausübt. „In der Brust kann es etwa durch das Tragen eines zu engen BHs zu Schmerzen kommen, die fälschlicherweise als Herzschmerzen oder Lungenschmerzen interpretiert werden“, sagt Grebe. „Die Atmung kann abflachen, wenn sich der Brustkorb nicht physiologisch bewegen kann“, sagt Physiotherapeutin Ute Merz. Mögliche Folgen sind Konzentrationsprobleme und Kopfschmerzen, da das Gehirn dann nicht mehr optimal mit Sauerstoff versorgt wird. Enge Hosen können auch für Verspannungen im Rücken sorgen. Der Grund: Aufrecht sitzen ist mit kneifendem Hosenbund kaum möglich. Das lädt geradezu zu einer gekrümmten Sitzhaltung ein und die wiederum begünstigt Rückenschmerzen.

Nach dem Sport raus aus der Kleidung

Enge Kleidung kann auch aus einem anderen Grund unerwünschte Nebenwirkungen haben. Da die Luft nicht zirkulieren kann, sammelt sich die Wärme unter dem Stoff. Und beim Schwitzen in enger Kleidung kann der Schweiß nur schwer über die Haut verdunsten und damit den Körper kühlen.

Schlimmstenfalls kann das dazu führen, dass der Körper überhitzt, was sich durch Kreislaufprobleme bemerkbar macht. Etwa dann, wenn man ein anstrengendes Training hinter sich hat und enge, nicht-atmungsaktive Kleidung am Körper trägt. Wer sich nach dem Sport schnell der verschwitzten Kleidung entledigt, ist auf der sicheren Seite.

Auch der Intimbereich kann betroffen sein

Die Wärme unter enger Kleidung kann sich auch auf den Genitalbereich auswirken – zum Beispiel auf die Hoden. Die liegen nicht ohne Grund außerhalb des Körpers: Damit sie optimal funktionieren, also Spermien produzieren können, brauchen sie eine Umgebung, die etwas kühler ist als die Körpertemperatur. Wärmestau in engen Hosen kann die Produktion von Samenzellen in den Hoden beeinträchtigen.

Auch vaginale Pilzinfektionen können durch zu enge Kleidung begünstigt werden. „Die Hefepilze der Candida-Familie besiedeln die Vagina, werden aber normalerweise durch den niedrigen pH-Wert dort in Schach gehalten“, sagt der Hannoveraner Gynäkologe Christian Albring.

„Sie vermehren sich aber, wenn der pH-Wert in der Vagina ansteigt, oder auch dann, wenn die Hautbarriere nicht mehr intakt ist.“ Scheuern enge Hosen den Intimbereich wund, haben die Pilze der Candida-Familie freie Bahn – was spätestens dann lästig wird, wenn es im Schritt juckt oder brennt.

Auch abseits des Intimbereichs mögen Pilze enge Kleidung. So gibt es mit den Dermatophyten Hautpilze, die in geringer Zahl immer auf der Haut zu finden sind. „Sie vermehren sich gerne in feuchtem und von Luft abgeschlossenem Milieu, also vor allem in warmen Hautfalten“, sagt Christian Albring.

Lösung:

Und nun? Weg mit allem, was eng ist? Nicht unbedingt. Die Dosis macht’s. Wer regelmäßig zwischen figurbetont und luftig wechselt, die nächste Röhrenjeans vielleicht eine Nummer größer kauft und auf die Zeichen seines Körpers achtet, muss sich nicht sorgen. Die beste Wahl ist Kleidung, in der man sich wohlfühlt – und zwar nicht nur, weil sie im Spiegel gut aussieht, sondern auch, weil sie sich beim Tragen gut anfühlt.
  

Info - Kein sport

Verschnupft eine Runde Radfahren oder Nordic Walking? Bei Symptomen wie Schnupfen oder leichtem Kopfweh sind körperliche Aktivitäten – zumindest in niedriger Intensität – in der Regel noch möglich. Weil es dabei um Symptome oberhalb des Nackens geht, sprechen Sportmediziner vom sogenannten „Neck Check“.

Bei Symptomen, die am Nacken nicht haltmachen, ist hingegen ein genereller Sportstopp ratsam. Das gilt allen voran für Fieber. Fieber ist ein absolutes „No-Go“, sagt der Internist und Kardiologe Felix Post. Denn es zeigt an, dass der Körper einen Infekt bekämpft.

Treibt man in dieser Phase Sport, belastet man sein Immunsystem zusätzlich. Es gerät unter Stress und kann dadurch die Erkrankung nicht mehr angemessen bekämpfen. „Wer Fieber hat, gehört also ins Bett und nicht auf die Laufbahn oder den Fußballplatz.“

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