Rund zwei Drittel des Energiebedarfs von Privathaushalten gehen auf das Konto von Heizung und Warmwasser. Wer hier der Öl-/Gas-Preisfalle, durch steigende CO²-Steuer, entgehen möchte, ist mit einer Wärmepumpe gut beraten. Sie nutzt die kostenlose Energie aus Außenluft, Abluft, Boden oder Wasser und kann so die Energiekosten um bis zu 50 Prozent senken. „Wärmepumpen sind wahre Klimaschützer, denn sie nutzen Energiequellen, die sich selbst regenerieren. Um diese für Heizung und Warmwasser nutzen zu können, entzieht die Wärmepumpe ihrer Umwelt Energie, die sie anschließend dem Heizsystem zuführt“, berichtet Mike Lorenz, stellvertretender Obermeister der Innung für Elektro- und Informationstechnik Main-Kinzig. Aus 1 kWh elektrischer Energie werden so je nach Wärmequelle, Effizienz des Gesamtsystems und anderer Einflussfaktoren bis zu 5,5 kWh Nutzenergien gewonnen. Gerade in Neubauten mit Fußbodenheizung, Decken oder Wandheizung, wo niedrige Vorlauftemperaturen von 30–35 Grad Celsius benötigt werden, ist die Wärmepumpe gesetzt. Durch die Wärmepumpentechnik werden die Forderungen des neuen GEG (Gebäudeenergiegesetz) erfüllt und auch noch durch die BEG (Bundesförderung für effiziente Gebäude) sehr stark gefördert. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, sich hierzu an einen bei der KfW und BAFA eingetragenen Energieeffizienz-Fachberater zu wenden.
Aber nicht nur in Neubauten können Wärmepumpen eingesetzt werden. Gerade auch für Bestandsgebäude fördert die Bundesregierung Einzelmaßnahmen wie einen Heizungstausch mit 35 bis 50%der Bruttogesamtkosten über die BAFA. Dies geht auch mit vorhandenen Heizkörpern. Allerdings gibt es hier auch Einsatzgrenzen, so Elektromeister Lorenz, der seit 20 Jahren Wärmepumpenheizungen verbaut. Sollten die erforderlichen Vorlauftemperaturen 50°C bis max. 55°C übersteigen, ist von einer Wärmepumpenheizung abzusehen. Hier gibt es mit moderner Gasbrennwerttechnik inkl. Solaranlage oder einer Pelletheizung ebenfalls die Möglichkeit BEG-Förderung über die BAFA zu erhalten.
Prinzipiell gilt: Jede Wärmepumpe ist nur so gut, wie es das energetische Gesamtsystem des Hauses, in dem sie verbaut ist, hergibt. Hier spielen die Dämmung, die Größe der Heizflächen, der hydraulische Abgleich sowie eine intelligente Regelung eine sehr wichtige Rolle.
Behagliche Temperatur, Heizkosten reduziert
Ob Luft/Wasser, Sole/Wasser (Erdreich), Wasser/Wasser oder auch eine Abluftwärmepumpe – jede Wärmepumpe hat ihre Vor- und Nachteile. Welche Technik für welches Gebäude am besten geeignet ist, hängt nicht nur vom persönlichen Wärmebedarf und dem Modernisierungsgrad des Gebäudes, sondern auch von der Bodenbeschaffenheit des Grundstücks ab.
Luft-/Wasser-Wärmepumpen bestehen aus einem Außengerät und einem Innengerät. Wichtig für das Außengerät ist der Aufstellort. Eine behördliche Genehmigung ist in der Regel nicht erforderlich, jedoch sind unbedingt vorgeschriebene Grenzabstände und die TA Lärm einzuhalten. Ein Ventilator saugt die Außenluft an, entzieht ihr Energie und leitet diese über einen Verdampfer an das Heizsystem des Gebäudes weiter. An besonders kalten Tagen reicht die Leistung der Luft-/Wasser-Wärmepumpe möglicherweise jedoch nicht aus. Dann kann es notwendig sein, diese Spitzenlast mittels elektrischem Heizstab zu decken.
Die Sole-/Wasser-Wärmepumpe, auch Erdwärmepumpe genannt, bezieht ihre Energie aus dem Erdreich. Bei einem ausreichend großen Grundstück wird die Sole-/Wasser-Wärmepumpe durch horizontale Flächen- oder Grabenkollektoren im Boden versorgt. Diese gibt es in ganz unterschiedlichen Ausführungen, sie dürfen allerdings weder überbaut noch versiegelt werden. Ideal sind lehmig-feuchte Böden. Ist die Grundstücksfläche für den gewünschten Wärmebedarf nicht ausreichend, werden in bis zu 100 Metern Tiefe senkrecht eine oder mehrere Sonden in die Erde gebohrt. Der Einsatz von Erdsonden benötigt zwar weniger Fläche, ist allerdings kostenintensiver und nicht überall möglich oder erlaubt. Auf jeden Fall ist hier eine behördliche Genehmigung notwendig, wie z.B. durch die untere Wasserschutzbehörde. Falls diese Wärmequellen alle nicht realisierbar sind, besteht noch die Möglichkeit, mit sogenannten Hybridkollektoren seine eigene Wärmequelle herzustellen. Die 2x1 m großen Kollektoren erzeugen auf der Vorderseite mit Solarzellen Strom und auf der Rückseite wird Energie über einen Wärmetauscher für die Sole-Wärmepumpe zur Verfügung gestellt. Eine neuere Technik, die sich immer mehr und mehr etabliert und gerade bei Reihenhäusern eine perfekte Lösung darstellt.
Ein weiterer vorteilhafter Nebeneffekt bei Luft-, und Solewärmepumpe ist, dass man mit beiden Systemen eine passive Kühlung/Temperierung über die Fußbodenheizung herstellen kann. Um 1–3 Grad C kann man die Raumtemperatur hierdurch absenken, was bei immer heißeren Sommermonaten ein weiterer Pluspunkt für die Wärmepumpentechnik ist. Sogar eine aktive Kühlung über einen separaten Kältekreis mit entsprechenden Klimageräten lässt sich mit der Wärmepumpe herstellen. Im Winter heizen und im Sommer kühlen.
Eine weitere Variante der Wärmepumpentechnik ist die Abluftwärmepumpe. Sie hat ihren Einsatzbereich in Häusern und Wohnungen bis ca. 200 m² Wohnfläche und einer max. Heizlast von 7 kW. Hier gibt es kein Außengerät, keine Bohrungen oder Kollektorarbeiten. Die Abluftwärmepumpe vereint kontrollierte Wohnungsraumlüftung mit Wärmepumpentechnik. Aus Bad, Küche, WC und Abstellraum wird die verbrauchte Luft abgesaugt, dieser die Wärme entzogen und damit Heizung und Warmwasser gemacht – das alles über ein Gerät. Zuluft wird dezentral oder zentral in die Wohnräume wieder eingebracht. Immer saubere Luft und angenehme Wärme über ein Gerät.
Die perfekte Kombination ist auf jeden Fall die Ergänzung durch eine Photovoltaikanlage mit einem Speichersystem. 5–10 kW PV-Leistung mit einem Stromspeicher mit 5–10 kWh Speicherkapazität sind optimal, um dauerhaft nicht nur seinen eigenen Strom zu erzeugen, sondern auch niedrigste Betriebskosten langfristig für Strom und Wärmeerzeugung durch die Wärmepumpe sicherzustellen.
Die neuen Ausbildungsberufe im E-Handwerk
Ab dem 1. August 2021 starten die neuen Ausbildungsberufe im elektro- und informationstechnischen Handwerk.
Aus den bisher sieben Ausbildungsberufen des E-Handwerks werden dann fünf.
Darunter ist mit dem Elektroniker/-in für Gebäudesystemintegration ein ganz neuer Ausbildungsberuf!
Die fünf Ausbildungsberufe im Überblick:
• Elektroniker/-in für Gebäudesystemintegration (neu)
• Elektroniker/-in Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik
• Elektroniker/-in Fachrichtung Automatisierungs- und Systemtechnik
• Informationselektroniker/-in
• Elektroniker/-in für Maschinen und Antriebstechnik Informationen zur Neuordnung der Ausbildung und den neuen
Ausbildungsberufen ab 2021 sowie zu Inhalten gibt es beim FEHR sowie unter www.zveh.de/neue-berufe.