Mit dem ersten gemeinsamen Branchen-Kick-off starten der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) und die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) in das Autojahr 2023. ZDK-Präsident Jürgen Karpinski blickt mit Hoffnung auf verbesserte Lieferketten und steigende Verkaufszahlen, sieht aber auch vielfältige Herausforderungen für die Branche: „Wer den Hochlauf der E-Mobilität beschleunigen will, muss auch die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Dazu passen jedoch weder die Kürzung bei der Förderung von Elektrofahrzeugen noch der schleppende Ausbau der Ladeinfrastruktur. Wir brauchen grünen Strom in großen Mengen. Wenn wir schnell etwas für die Umwelt tun wollen, sollten wir die 250 Millionen Benzin- und Dieselfahrzeuge in Europa mit E-Fuels betanken. Das würde auch den Menschen helfen, deren Verbrennerfahrzeuge aktuell entwertet werden. Außerdem benötigt unsere mobile Gesellschaft eine stabile Infrastruktur, dazu gehören auch gut ausgebaute Straßen. Als Gast des Abends begrüßte Birgit Priemer, Chefredakteurin der Fachzeitschrift Auto, Motor und Sport und Moderatorin der Veranstaltung, den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Oliver Luksic. Individuelle Mobilität sei ein Stück Freiheit, Autofahren müsse deshalb sicher, nachhaltig und bezahlbar bleiben, forderte Luksic. Man könne E-Mobilität aber nicht dauerhaft auf so hohem Niveau fördern.
Neben Batterieelektrik brauche man auch Wasserstoff und ein Fenster für strombasierte Kraftstoffe, also E-Fuels. Auch außerhalb Deutschlands passiere viel in Sachen E-Fuels, es sei gut, alle Potenziale zu nutzen, um den Pkw-Verkehr zu dekarbonisieren. Die neue Euro-7-Norm, so Luksic weiter, solle deshalb zwar ambitioniert, aber auch machbar sein, sonst gehe diese Technologie im Weltmarkt verloren und es käme zu einem Strukturbruch in der deutschen Automobilindustrie.
Im Gespräch mit Priemer und Luksic betonte Dr. Kurt-Christian Scheel, neuer Hauptgeschäftsführer des ZDK, die Kompetenz des Kfz-Gewerbes: Wir können Elektromobilität. Wir können unseren Kunden erklären, wie sie funktioniert, und wir können die Fahrzeuge in unseren Kfz-Betrieben warten und reparieren. Allerdings machen die hohen Preise bei E-Autos eine breite Nutzung der E-Mobilität noch schwierig, deshalb brauchen wir Förderinstrumente und darüber müssen wir mit der Politik sprechen. Außerdem treibe das Kfz-Gewerbe das Thema Fachkräftemangel um. Zwar sei das Kfz-Gewerbe für Auszubildende besonders attraktiv, aber es gebe durchaus Nachholbedarf, u. a. im Bereich der schulischen Berufsbildung. Die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) präsentierte den neuen DAT-Report mit den wichtigsten Fakten der automobilen Wirtschaft. Zwei Ergebnisse: Die Hälfte aller Pkw-Halter in Deutschland hat Angst, sich aufgrund der aktuellen Entwicklungen ihr Fahrzeug bald nicht mehr leisten zu können, und knapp zwei Drittel halten die Technologie von E-Autos noch nicht für ausgereift und wollen daher die weitere Entwicklung noch abwarten.